Emmi Kuittinen

© Juha Olkkonen

Wo ist der Kummer geboren? Diese Frage stellt sich die finnische Folkmusikerin, Sängerin und Multi-Instrumentalistin Emmi Kuittinen im Titelstück ihres Debütalbums „Surun Synty“ (übersetzt: Die Geburt des Kummers). In der karelischen und finnischen Beschwörungs-Tradition liegt eine große Kraft darin, generell vom Ursprung einer Sache zu wissen. Kuittinen hat ihre ganz eigene Idee entwickelt: Wer die Geburt des Kummers kennt, kann diesen auch beherrschen. Dann kann der Kummer verschwinden, oder er verändert sich zumindest. Auf „Surun Synty“ finden sich alte finnische Runenlieder ebenso wie traditionelle Klagelieder und moderne Schlager. Neben Emmis eigenen Kompositionen und Texten sind auch Klänge aus Karelien, Ingermanland, Finnland und Schweden zu hören. „Ich wollte die Natur des Kummers in unserer Musiktradition erforschen und ausloten, wie unterschiedlich die Melancholie klingen kann”, erzählt Emmi zum Hintergrund des Albums. Und so erinnern wir uns hier gemeinsam mit der Musikerin an unbeschwerte Jugendtage, marschieren im Takt der Trauer oder sehnen uns nach geliebten Menschen.

Wer nun ein sehr melancholisches und düsteres Album erwartet, liegt völlig falsch: Denn der Longplayer startet mit dem beschwingten „Hyvä Ol“ (Es war gut), in dem man sich an glückliche Jugendtage erinnert. Der Track „Kuin Muistuu Mieleheni“ (Wenn ich mich erinnere) stammt aus dem 19. Jahrhundert und gehört seit vielen Jahren zu Emmis Repertoire. Plötzlich wurde er im vergangenen Frühjahr nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sehr aktuell, denn er erzählt von der Sehnsucht nach der fernen Heimat und der Familie dort.
„Kurja Kyynelikko“ (Unglücklich und in Tränen) hat einen Klagetext, der von einem Mädchen erzählt, das sich nach seinem Bräutigam sehnt, der weit weg ist. Das gemütvolle , von Geigen- und Harmonium-Klängen umschmeichelte „Niin Aikaisin“ (So früh) beschreibt das Unterwegssein an einen schönen Sommermorgen. Eine ganz neue Perspektive auf Spaziergänge in der Natur bietet das balladige Lied „Rentun Ruusu“ (Die Rosen des Landstreichers), das ein berühmter finnischer Schlager ist. Es handelt von einem Alkoholiker, der seine Versprechen bricht, aber ein Weideröschen (also die Rose des Landstreichers!) mit nach Hause bringt, das er im Straßengraben gepflückt hat. Das letzte Stück „Kaiho“ (Die Sehnsucht) ist eine Mischung aus einem Volks- und Klagelied. Es wurde in einem Wald aufgenommen und wird von Vögeln begleitet. Die Melodie hat eine für Klagelieder typische Abwärtsbewegung. Traditionell wurden die Klagelieder solo und nur mit Gesang vorgetragen. In diesem Stück erklingt die Klage zum Klang der Flöte. Die Musikerin sehnt sich nach den geliebten Menschen, die bereits ins Jenseits gegangen sind, und bittet die Vögel, zu ihnen zu gehen und ihnen ihre Grüße zu überbringen

Emmi Kuittinen ist eine Folkmusikerin, Sängerin und Songschreiberin, die sich auf die Musik von Karelien und Ingermanland sowie auf Klagelieder spezialisiert hat. Emmi konzentriert sich auf den Gesang, aber sie spielt auch Keyboard, Akkordeon, Ukulele und das finnisch-karelisch Instrument Kantele. Die Musikerin lebt in Helsinki, aber ihre Wurzeln liegen im westlichen und östlichen Teil Finnlands und in Karelien gleichermaßen. Sie tritt sowohl solo als auch mit Bands auf und hat in der Vergangenheit interdisziplinäre Performances mit Tänzern und Zirkusakrobaten initiiert. Außerdem gibt sie in Finnland regelmäßig Kurse für Klagegesang.

Emmi hat einen Master-Abschluss in Musik und Musikpädagogik erlangt und eine spezielle Ausbildung zur Gemeindemusikerin absolviert, mit Schwerpunkt auf dem Musizieren in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Auf „Surun Synty“ arbeitet Emmi Kuittinen mit Antti Rask (Gesang, Ukulele, Cello), Mimmi Laaksonen (Blasinstrumente, Harmonium, Gesang) und Kirsi Vinkki (Fiedel, Jouhikko/Bogenleier und Gesang) zusammen.

Discografie

  • Surun synty

    Surun synty

    Erscheinungsjahr: 2023

    Katalognummer: NN168

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